Samstag, 13. Dezember 2008
Wasserleiche (pt. 1)
Ich schaue über die lang gezogene Wasseroberfläche des Sees der vor mir liegt und auf dem sich der Glanz der Sonne spiegelt. Die ganze Welt versinkt in diesem Glanz der alles umfasst. Langsam schlendere ich am Ufer entlang und genieße die Schönheit dieses Augenblicks. Ich liebe es an diesem See spazieren zu gehen. Vor allem in der Zeit der Dämmerung. Auch jetzt ist gerade Dämmerung. Der Tag wird bald ganz beginnen. Auch jetzt schon strahlt die Sonne ziemlich kräftig aus dem Himmel herunter. Sie strahlt in ihrer gesamten Scheinheiligkeit und blendet alle und jeden. Doch ich finde es interessant hier herum zu laufen und die Umgebung zu beobachten. Ich mag vor allem diese Stelle dort vorne. Dieses Stück Ufer ist sehr versteckt gelegen. Wenn man nicht weiß dass es sich dort befindet wird man es nicht finden. Dieser Ort ist der schönste des ganzen Sees. Man kann den ganzen See überblicken wird jedoch selbst nicht gesehen. Auch im Vorbeigehen auf dem Weg sieht man den Ort nicht. Deshalb habe ich ihn so gerne. Das ist einer der wenigen Orte an dem man alleine sein kann. Ich laufe zielstrebig auf die Stelle zu von der aus man zu dem Ort gelangt. Von dort aus muss man nur noch durch hohes Schilf laufen und dann kurz über einen kleinen Arm des Sees springen und ist an der kleinen Insel angelangt. Während ich mich zielstrebig darauf zu bewege steigt mir ein leicht fauliger Geruch in die Nase. Aber da ist eigentlich nichts dabei da das Schilf eben hin und wieder im seichten Wasser steht und dort in Nähe der lebenswichtigen Wurzeln leicht anfangen kann faulig zu werden. Heute riecht es hier besonders streng. Aber egal drüben auf der Insel wird es besser riechen. Dort weht der Wind den Fäulnisgeruch weg. Langsam schreite ich durch das Schilf in Richtung der Insel. Ich schaue zum Himmel und beobachte die Vögel. Dann höre ich Wasser rauschen. Bald werde ich an dem kleinen Bach der die Insel umfließt angekommen sein. Doch inzwischen hat sich der Geruch so verstärkt dass ich mir überlege ob ich nicht besser umdrehen soll da mir schon übel ist von dem Geruch. Doch ich möchte wenigstens kurz zum Bach laufen. Und einen Schluck von seinem klaren Wasser trinken. Ich laufe weiter. Ich achte nun mehr auf den Weg der auf diesem Teil sehr holprig ist. Da taucht auch schon der Bach vor mir auf. Ohne zu den Seiten zu schauen gehe ich direkt hin. Ich knie mich davor hin und schaue ins Wasser um mein Spiegelbild darin zu sehen. Doch auch hier ist etwas komisch. Das Wasser ist nicht so klar und rein wie normalerweise. Aber egal so schlimm ist es nicht. Ich beuge mich herunter und trinke einen Schluck doch irgendwie schmeckt das Wasser komisch. Es hat so einen Geschmack von Fäulnis und Verwesung genau wie der Geruch der Luft. In mir steigt die Übelkeit auf. Am liebsten würde ich dass Wasser wieder ausspucken aber ich habe es schon runtergeschluckt. Um dem Grund für den Geruch und Geschmack auf den Grund zu gehen drehe ich meinen Kopf in die Richtung aus der das Wasser kommt. Doch was ich da sehe bringt mich dazu meinen Kopf so schnell wie möglich wieder wegzudrehen. Ich merke wie es mir den Magen umdreht und fange an zu würgen. In mir steigt ein Gefühl der Ekels, der Angst und der Hilflosigkeit auf. Ich komme mir vor als wäre ich nicht mehr auf dieser Welt. Alles fängt an sich um mich zu drehen. Während ich spüre wie das Wasser dass ich vorhin getrunken habe säuerlich meine Speiseröhre wieder hoch kommt und plätschernd in den Bach tropft. Ich kann immer noch nicht glauben was ich da gesehen habe. Ich muss es noch mal sehen. Langsam drehe ich den Kopf wieder zur Seite. Doch erneut ist er sofort wieder in Richtung des Baches gedreht und ich merke wie mich erneut eine Welle der Übelkeit überläuft und ein großer Schwall meines Mageninhalts sich in den Bach ergießt. Doch ich schaffe es nicht meinen Kopf lange so zu behalten oder einfach davon zu laufen. Ich muss mir das unbedingt genauer ansehen. Auch wenn es widerlich ist. Langsam drehe ich den Kopf erneut zur Seite. Dieses Mal schaffe ich es mich nicht wieder wegdrehen zu müssen auch wenn mich erneut diese Übelkeit durchläuft. Langsam mustere ich den blassen Körper der da nicht viel weiter als 5 Meter von mir entfernt im Wasser des Baches liegt. Der entblößte Körper ist fast zur Unkenntlichkeit entstellt. Doch es ist noch festzustellen dass es der Körper einer Frau ist. Langsam mustere ich die Tote. Die langen blonden Haare auf der einen Seite des Kopfes mit denen das Wasser spielt. Die andere Seite des Kopfes auf der die Haare lieblos abgeschnitten, abgebrannt und zum Teil brutal ausgerissen waren. An Teilen der Kopfes fehlt die Kopfhaut und manchmal auch ein Stück des darunter gelegenen Schädelknochens sodass man Teile des Gehirns aus den Löchern quellen sieht. Die zerstochenen Augen die tief in ihren Höhlen liegen. Die Nase auf deren einen Hälfte die Haut abgezogen ist. Der offene Mund in dem Wasser steht in dem kleine Fische herumschwimmen und in dem sich kleine Wasserschnecken eingenistet haben. Der dünne blasse Hals der viel zu dünn für den großen Kopf wirkt. Die entblößte Brust deren linke Seite durch Herausschneiden der linken Brust bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Die Rippen auf dieser Seite waren herausgetrennt oder zerbrochen worden und das Herz war herausgerissen. Der Bauch war aufgeschlitzt und Teile des Darmes quollen aus den Öffnungen. Die Arme waren zerschnitten und ausgehöhlt. Einige Knochen waren dort ausgerissen worden. Die Beine lagen abnormal verdreht unter ihrem Körper. Die Schamlippen waren zerfetzt und ein Messer steckte tief in ihrer Scheide. Die Haut war blass und hatte über den ganzen Körper verteilte blaue und grüne Flecken. Es zeigten sich an einzelnen Stellen auch schon Merkmale der Verwesung und Fäulnis. So lag ihr schlanker Körper halb von Wasser bedeckt halb über der Wasseroberfläche in dem kleinen Bach. Wer macht so was nur? Und warum? Fragte ich mich. Der nun entstellte Körper musste einst schön und jungfräulich gewesen sein. Wer tut einer so schönen Frau so etwas an? Fragte ich mich. Doch mir fiel keine Begründung dafür ein. Ich drehte mich wieder zur Seite. Ich konnte den Anblick nicht länger ertragen. Erneut überfiel mich eine Welle der Übelkeit. Ich konnte dieses schreckliche Bild nicht mehr aus meinem Kopf kriegen. Mich überfiel wieder dieser Schwindel der mich vorhin auch beim ersten Blick auf die Tote überfallen hatte. Mein schwaches Spiegelbild im trüben Wasser unter mir verschwamm vor meinen Augen und ich wurde ohnmächtig.

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